Remote Viewer schauen sich gelegentlich einmal das Innerste von Personen an. Das nennt man in diesen Kreisen „Deep Mind Probe“. Meist sind es sehr berühmte Leute, der Nachbar oder sonst ein Bekannter sind äußerst selten darunter. Da Vinci zum Beispiel war ein Target. Ein sehr beeindruckender Mensch, mit Recht über seiner zeitgenössischen Welt schwebend. Als Gegenpol dazu kann man Hitler sehen, der natürlich auch geviewt wurde. „Eine sehr schräge Persönlichkeit“, sagte der Viewer hinterher. „So etwas Konfuses habe ich noch nie gehabt. Es schien, als wäre er besessen – womöglich von einer zweiten, anderen Persönlichkeit.“
Bei der Aufmerksamkeit, die Recep Erdogan zurzeit wegen seiner sehr kritisch zu bewertender Aktionen hat, könnte man annehmen, dass sich ein Remote Viewer auch dessen Persönlichkeit einmal annimmt. Aus Sicht der Psychologie hätte man vielleicht ein schnelles Urteil. Es ist zu befürchten, dass der türkische Präsident unter einer psychosozialen Störung leidet, die man in der Umgangssprache gewöhnlich das „Kleiner-Mann-Syndrom“ nennt. Alle seine bekannt gewordenen Aktionen deuten darauf hin, dass ein übermäßiger Ehrgeiz mit unstillbarer Geltungssucht und mutmaßlichen kindlichen Traumata zu einer kompromisslosen, gewaltorientierten Durchsetzungspeinstellung geführt haben. Diese Krankheit bewirkt, dass man zutiefst hasst und ausrastet, wenn eigene Defizite öffentlich ausgesprochen werden.
Genau so agiert Erdogan, es ist fast ein psychologisches Lehrbuchbeispiel. Andere Politiker werden eventuell versucht haben, ihm das zu stecken und hoffentlich auch eine Therapie angeraten haben (obwohl sie wissen mögen, dass man schon so oder ähnlich rücksichtslos sein muss, um in der Politik ganz nach oben zu kommen). Aber manches Verhalten beschmutzt eben die ganze Branche, da muss man aufpassen. Gerade Pressefreiheit wird hier von den Medienkonzernen sehr hoch gehandelt.
Aber Erdogan hat das ganz offensichtlich nicht verstanden, denn er macht immer weiter. Und so kann man durchaus Herrn Böhmermann verstehen, eine Sprache zu suchen, von der er meint, der türkische Ministerpräsident könnte sie eventuell verstehen. Dass er so ins Schwarze treffen könnte, hat er vermutlich selbst nicht geglaubt. Meine Mutter sagte immer, wo Rauch ist, ist auch Feuer. Meiner Meinung nach gibt es immer ein Körnchen Wahrheit, des Pudels Kern sozusagen, um einen viel berühmteren deutschen Dichter und Wissenschaftler zu zitieren.
Nun hätte Erdogan lächelnd über all die Anmutungen hinweggehen können, weltmännische Überlegenheit zeigend. Hätte Psychologen zitieren können, dass in einer Kritik auch immer viel vom Kritiker drinsteckt. Aber gerade seine verbissene Verfolgung all jener herabsetzenden Details mutet an, als wäre die Wahrheit im sogenannten „Schmähgedicht“ mehr als nur tangiert. Und diese Erkenntnis macht mir Angst. Gerade im Gegenüber mit einem Mann, der an sehr ähnlichen Symptomen leidet, kann hier eine gefährliche Krise oder sogar ein Krieg entstehen.
Nun würde Putin (von dem auch eine Deep-Mind-Probe existiert) Erdogan vielleicht nicht direkt sagen, er habe einen zu kleinen Pimmel. Das ist nicht sein Stil. Aber Menschen mit solchen psychosozialen Störungen sind sehr hellhörig und befürchten besonders bei ähnlichen Charakteren, sie würden die Wahrheit erkennen. Ich denke, man sollte wirklich einmal den türkischen Präsidenten viewen, um zu sehen, was da noch auf uns zu kommt und ob diese Gefahr nicht viel realer ist als Ed Dames’ beständige Vermarktung der nun aber ganz bestimmt kommenden, die Erde versengenden Sonneneruptionen. (Was andere Remote Viewer überhaupt nicht auf dem Schirm haben.)
Ich plädiere seit jeher dafür, sich der realen Gefahren anzunehmen. Ohne einen Vergleich bemühen zu wollen, muss man schon sagen, dass es immer gefährlich war, Menschen mit psychopathologischen Symptomen an der Spitze eines Staates zu haben. Und da meine ich bestimmt nicht Da Vinci.