von ManfredJelinski

Die Gehirnforschung reklamiert ja für sich, in den letzten Jahrzehnten nicht stehengeblieben zu sein. Und wenn man wissenschaftliche Newsticker liest, kann es einem auch so vorkommen, als ob wir bald das gesamte Gehirn und seine Vorgänge enträtselt haben werden. Und dann natürlich auch erklären können, wie und warum Remote Viewing funktioniert.
Ehrlich gesagt, so euphemistisch sehe ich das nicht und ich benutze weiterhin Modelle, die manchen Menschen altbacken und überholt erscheinen, dafür aber auch für Leute, die sich weniger mit Psychologie und der Erforschung cerebraler Vorgänge beschäftigen, einleuchtend und nachvollziehbar sind.
Da ist zum Bespiel die Theorie der verschiedenen Aufgaben der linken und rechten Gehirnhälfte. Aufgrund von Erfahrungen im Gehirnlabor von Günter Haffelder haben wir festgestellt, dass sich Kognition und Denken für den Alltag, also Verstandesleistungen, weitgehend in der linken Hemisphäre abspielen und Kreativität und RV in der rechten.
Das war die einleuchtende Theorie der 90er Jahre, die auch in Managerschulungen verwendet wurde und dazu führte, nicht immer nur der Logik zu folgen.
Inzwischen ist einige Zeit vergangen und Psychologen bemerken süffisant, dass einiges an Forschungsarbeit geleistet wurde und diese Zuordnung durchaus nicht so eindeutig sei.
Sprachfunktionen beispielsweise sind über verschiedene Bereiche verstreut.
Das will ich nicht anzweifeln und habe schon immer darauf hingewiesen, dass die Links-Rechts-Theorie nicht so ultimativ zu verwenden ist.
Das weiß auch Günter Haffelder, dessen Technik darauf abzielt, dass  im Notfall auch andere Gehirnregionen Funktionen  von Bereichen übernehmen können, die beispielsweise durch einen Infarkt zerstört wurden.
Trotzdem ist das links-rechtshemisphärische Modell noch immer ein wertvolles Bild, bestimmte Vorgänge zu beschreiben. Mit den Begriffen bewusst – unbewusst und unterbewusst tut man sich da schwerer, denn was wird durch diese Begriffe benannt? Das kollektive Unterbewusste von C.G. Jung oder doch nur Speicherfunktionen des Gehirns, die über Hippocampus und Hypothalamus angesprochen werden, die nur nicht ins Bewusstsein aufsteigen. Immerhin kann man die Tätigkeit der Hemisphären durch entsprechend angebrachte Elektroden messen und unterscheiden. Ich habe jedenfalls in all den Jahren meiner Ausbildertätigkeit bemerkt, dass eine nicht ganz treffende Beschreibung besser ist als eine, die keinerlei Einordnungen zulässt. Oder einfach zu kompliziert für einen normalen Interessenten ist. Ich sage zum Beispiel, dass bei einer Bilokation das vegetative System Daten aus der Targetregion bekommt, die auf die reale Umgebung des Viewers nicht zutreffen müssen. Niemand kann genau sagen, was im limbischen System als Mittler in diesem Moment genau vorgeht und es interessiert auch keinen. Wichtiger ist es, als Monitor in einer Session das Problem einer Bilokation zu erkennen und zum Schutz der Viewer einzugreifen.
Übrigens, wenn wir noch einmal auf den Aspekt der Sprachsteuerung zurückkommen, es ist schon so, dass sehr wohl die eher kreativen Funktionen rechts angesiedelt sind,  z.B. wird linkshirnig mehr die Syntax verarbeitet und rechthirnig mehr die Sprachmelodie.
Übrigens: dass die Emotionen rechtshemisphärisch sein sollen, haben wir aus den Erkenntnissen der Remote Viewing-Funktionen heraus nie behauptet. Was ich versuchte, ins Blickfeld zu rücken, wurde immer angegriffen. Aber die moderne Gehirnforschung belegt nun, dass Gefühle Anteile des Verstandes sind. Das aber wussten schon die Chinesen vor zweitausend Jahren: um an extrasensorische Wahrnehmung zu kommen, muss man sich von Emotionen befreien. Es kommt immer darauf an, was man unter links und rechts versteht. Rechts, so sagt man in Remote Viewer-Kreisen, ist die Intuition zu Hause, und das bedeutet die Verarbeitung von aus der Matrix „heruntergeladenen Informationen“.
Von Emotionen war nie die Rede.
Letztlich ist auch die Links-Rechts-Erklärung nicht unbedingt nötig. Viel besser kann man die Vorgänge beim Remote Viewing mit zwei unterschiedlichen „Programmplattformen“ des Gehirns erklären. Da ist zum einen die serielle Arbeitsweise, die man mit einem Windowscomputer vergleichen kann. Und das, was man immer „rechts“ nennt, ist eigentlich ein non-serielles, eher gleichzeitig, sozusagen in Clustern arbeitendes, Funktionsystem. Das aber ist außerordentlich schwer zu messen. Da ergeht es der Gehirnforschung ungefähr so wie der Atomphysik, die eine Menge offene Fragen hat, aber daran scheitert, dass man unterhalb der Planck-Länge nichts messen kann. Aber soweit scheint die Gehirnforschung noch lange nicht zu sein. Und deshalb gibt es für extrasensorische Forschung auch kein Interesse, denn, das wissen wir aus allen anderen Wissenschaftsbereichen: Wo keine Theorie, da keine Forschung, weil man für „keine Theorie“ auch keine Gelder bekommt. Und das ist schade. So bleibt es bei der diffusen Feststellung: Irgendwas ist da.
Remote Viewer sind Pragmatiker. Wir wissen, dass es geht. Wir arbeiten damit. Wenn die Gehirnforschung dazu etwas herausfindet, soll sie sich gern melden.
Aber auf ganz anderen Gebieten wird wie wahnsinnig geforscht, nämlich wie man ein Gehirn beeinflussen kann, dass es besser auf die Werbung anspringt und das kauft, was ein Anbieter loswerden möchte. Das sind inzwischen die Ziele der Parapsychologie. Und dazu gehört doch Gedankenlesen, oder?
Da ist man in Japan inzwischen einen großen Schritt vorangekommen. Allerdings müssen die Forscher zugeben, dass ein angeschlossner Computer nur die Muster lesen kann, die vorher eingegeben wurden. Was die Qualität der Zuordnung angeht, müssen die Forscher allerdings zugeben, dass die Tätigkeit des Compuers nur als "raten" beschrieben werden kann. Zu unscharf sind die Gedanken des biologischen Denkapparates.

Aber das kann sich ja entwickeln. Und einbauen kann man solch eine Funktion sicher in jeden vernetzten Rauchmelder oder Küchengerät.

Der Mythos von den zwei Gehirnen Gehirn Geist 6/2006

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