Von Stefan Franke

Erfahrene Remote Viewer wissen, dass die Aufmerksamkeit des Viewers sich nicht immer unbedingt nach den Vorgaben des Targets richtet. So kann es bei Foto-Targets passieren, dass der Viewer Dinge oder Ereignisse interessanter findet, die außerhalb des Fotos liegen. Wenn z.B. ein Foto einen langweiligen Baum als Target zeigt, aber gerade 100m entfernt ein schwerer Autounfall stattfand, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Aufmerksamkeit des Viewers eher von diesen Vorgängen angezogen wird. Hier helfen ggf. Bewegungsübungen, allerdings kann ein Viewer da schonmal grantig werden, wenn man ihn von den seiner Meinung nach interessanteren Aspekten wegbewegt.

Hier ein sehr altes Beispiel aus meiner Anfangszeit als Viewer, bei dem das Targetfoto ein langweiliges Naturschutzgebiet-Schild zeigte. Meine Aufmerksamkeit beschrieb dabei jedoch eindeutig etwas anderes im Zielgebiet. Und da ich die Umgebung des Fotos kannte, wurde mir auch schnell klar, was ich da beschrieben hatte:

Naturschutzgebiet-Schild Target Ablaufbecken - S3

Etwa 20m neben dem Schild befand sich nämlich ein kleines Biotop, ein Teich, der am Rand eine interessante Überlauf-Konstruktion besitzt. Diese besteht aus einem eingefassten Becken mit einem Treibgutsieb und einer Art Messstation, welche dort im Wasser platziert wurde. Die ITs der Stufe 4 bestätigten den Eindruck ("auffangen", "sieben", "unterstützend, aber irgendwie redundant"). Der Überlauf mündet schließlich in einem kleinen Wassergraben, welcher vom Teich wegführt:

Auslaufbecken

Dieses Konstrukt fand ich bei physischen Spaziergängen vor Ort immer recht interessant, und in der Session erging es mir offenbar ebenso. Da es sich um eine Solo-Session handelte, war mir auch nicht klar, dass ich mich nicht mehr im Bereich des Targetfotos befand. Und von oben betrachtet, ist dieses Ablaufbecken auch der nächste, irgendwie auffällige Punkt in der Umgebung des Schildes. Das war meine erste, eindrückliche Erfahrung mit Aufmerksamkeitsverlagerung im Target.

Naturschutzgebiet-Schild vs. Überlaufbecken

Ein weiteres, häufiges Phänomen der Aufmerksamkeitsverlagerung kennen Viewer im Sinne von Selbstschutzreaktionen. Dies kann bei getriggerten Traumata (z.B. Höhenangst) oder in lebensfeindlichen Zielgebieten passieren. Ein häufiges Beispiel waren dabei Sessions auf Atomtests, welche jedoch seit 2000 nicht mehr als Übungstargets in deutschen Trainings verwendet werden. Die Viewer fanden sich, sehr zur Irritation des Monitors, von den Atomexplosionen abgewandt oder innerhalb von Verstecken (Bunkern etc...) wieder. Bei Bewegungsübungen wird sdann beharrlich verweigert, die Aufmerksamkeit zum Zielgebiet zu verlagern, da man dort erblinden oder verbrennen würde.

Ich erlebte dieses Phänomen in Solo-Sessions auf einen großen Atomtests aus den frühen 1960'ern. Dabei ging es darum, Targets in meinem Solo-Pool mehrfach abzuarbeiten, bevor ich sie auflöse. In allen drei Sessions beschrieb ich das Cockpit des Bombers, die Sorgen der Besatzung und den Ausklinkvorgang der Atombombe. Die eigentliche Explosion war jedoch nirgendwo wahrzunehmen, bis auf einen ganz beiläufigen Eindruck in einer der Sessions. Dort war es ein Lichtblitz am Rande, welcher sich in meiner Aufmerksamkeit aber unwichtig anfühlte.

Indirekte Wahrnehmung von Atomtest

Weitere Beispiele sind Weltraum-Fotos mit Astronauten darauf, in denen sich die Viewer in den Raumanzug des Astronauten "verkriechen", statt die Umgebung im Vakuum des Raumes (also aus dem Blickwinkel der Aufnahme) zu beschreiben. Erst mit Bewegungsübungen kann man sie eventuell dort herauslocken. Solche Targets sind es auch, die Effekte von bilokaler Wahrnehmung erzeugen können, bei denen der Körper bzw. das Nervensystem auf die Umgebung reagiert (z.B. durch Atemnot). Dies geschieht oft in der zweiten Stufe 1, und kann in Extremfällen dazu führen, dass die Session abgebrochen und der Viewer herausgeführt werden muss. Einen Artikel über so einen Fall gibt es HIER.

Hierbei dürfte auch die Frage interessant sein, ob sich Targets lebensfeindlichen Umgebungen als "harmloser" zeigen, wenn eine Fluchtmöglichkeit im Targetbereich besteht, wie z.B. der genannte Raumanzug oder ein luftgefülltes Raumschiff in der Nähe. Daher sind andere Planeten ohne künstliche, lebenserhaltende Rückzugsmöglichkeiten vielleicht heikler zu viewen. Allerdings ist es nicht so, dass diese bilokalen Effekte ständig in solchen Targets auftreten müssen. Die Möglichkeit besteht dennoch immer. Auch in exotischen, irdischen Umgebungen kann es diesbezüglich unangenehm werden, z.B. in der Tiefsee (Druck), oder im Inneren der Erde.

Ein sehr exotisches Beispiel erlebten wir in einer Session auf ein Schwarzes Loch. Dort zog sich einer der Viewer in eine "ruhige Tasche" zwischen den unvorstellbaren Gravitationskräften zurück. Offenbar war es eine kleine Zone, wo sich die Kräfte gegenseitig so aufhoben, dass man dort nicht zerissen werden würde. Aber nicht nur die Auswirkung der Gravitation schien dort aufgehoben zu sein, sondern auch die Zeit. Denn der Viewer kam sich wie "versteinert" bzw. "in der Zeit pausiert" vor. Fluchteffekte in Sessions dürften also nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich möglich sein, auch wenn es vielleicht seltener auftritt.

Ruhezone in Schwarzem Loch

Mit diesem Wissen im Hintergrund lohnen sich durchaus mehrfache Bewegungsübungen, oder kürzere Varianten der Neupositionierung (meist in Stufe 6). Erfahrene Monitore erkennen oft, wo sich der Viewer im Target befindet. Aber falls nicht, hilft so eine Neupositionierung ebenfalls weiter. Jedoch sollte so etwas auch nicht erzwungen werden, wenn es mehrfach nicht klappt. Denn dann hat der Viewer entweder den Targetkontakt verloren, oder will einfach nicht in bestimmte Bereiche des Targets. Zwang darf hier auch nicht erfolgen, da zwischen Viewer und Monitor ein Vertrauensverhältnis herrschen sollte.

Man versucht es ggf. lieber später nochmal, was durchaus funktionieren kann. Denn auch bei dem weiter oben beschriebenen Atomtest-Beispiel gab es Jahre später eine weitere Solo-Session, und dort fand ich mich genau am Fuße des Atompilzes wieder, inkl. akkurater Beschreibung der physikalischen Vorgänge ("verdampfen", "hochströmen", "physikalischer Vorgang", "Reste fallen seitlich wieder hinab", "AUL: Regenzyklus"). In diesem Fall gab es keine erkennbaren Fluchtreaktionen, sondern nur ein paar kritische AIs ("AI: Vorsicht, etwas heikel, imposant, ernst"). Ich empfehle jedoch, solche ausgefalleneren Targets lieber mit einem erfahrenen Monitor zu machen, der die Aufmerksamkeit des Viewers notfalls repositioniert oder ihn rausführt.