von Stefan Franke


Wir leben in turbulenten Zeiten, was die Informationsbeschallung und die Komplexität im Alltag angeht. Wenn man sich nicht völlig zurückzieht, ist es so gut wie unmöglich, nicht davon abgelenkt und eingenommen zu werden. Politik und Medien kämpfen offenkundig wie selten zuvor um die Meinungshoheit, die alternativen Szenen streiten untereinander, wie das Weltgeschehen zu deuten sei, und längst aufgeklärt geglaubte Weltbilder finden plötzlich eine erschreckend hohe Resonanz (Stichwort “Flache Erde-Theorie“). Doch was bedeutet das für den Einzelnen? Ist es notwendig, um im Weltgeschehen mitreden bzw. mitgestalten zu können, oder lenken uns viele Teilaspekte und Nebelkerzen von unserem eigentlichen Schöpfungspotential ab?

Gerade in diesen Zeiten, in denen es so viele Möglichkeiten gibt, sich ablenken zu lassen, scheint es immer wichtiger zu werden, sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können. Wieviel Zeit verbrauchen wir, um in sozialen Medien, Foren und Chats unsere Meinungen sowie Weltbilder zu postulieren, auszutauschen und zu verteidigen? Und wie sehr lassen sich da einzelne Personen und Interessengruppen spalten, obwohl sie viel erreichen könnten, wenn sie sich auf ihre Gemeinsamkeiten, statt Weltbildunterschiede konzentrieren würden. Selbst Gruppen, die sich für aufgeklärt im Weltgeschehen halten, lassen sich durch kleinliche Kämpfe um die Deutungshoheit spalten, statt sich in ihren 90% Gemeinsamkeiten produktiv zu vereinen.

Wo liegen hier die Probleme? Da wären natürlich zum einen die menschlichen Faktoren: Ego, Denkbequemlichkeit (Glauben statt Selbsterfahrung), Verantwortungsabschiebung, sich selbst mit Bedeutsamkeit aufladen und auch elitäre Ansprüche (etwas zu “wissen“ bzw. zu vertreten, was andere nicht wissen oder ablehnen). Zudem die Faszination, sich von Informationen berieseln zu lassen und emotionale Reaktionen in sich zu erzeugen (Stichwort “Hype“). Ist man unerfahren im Umgang mit Informationen, und besitzt kein ausgeprägtes Differenzierungsvermögen, wird man zum fremdgesteuerten Treibgut in diesen “Informationsgezeiten“.

Wie kann man jedoch möglichst optimal mit diesen Umständen umgehen, wenn man sich nicht in ein Eremiten-Dasein zurückziehen möchte? Dazu ist es vor allem wichtig, differenziert mit Informationen umgehen zu können. Der reine Konsum von Informationen führt nicht automatisch zu echtem Wissen oder gar zur Weisheit. Auch wenn diese Informationen als “alternativ“, “elitär“ oder “eingeweiht“ gelten mögen.

Wichtiger als die reine Informationsmenge, ist der Umgang mit den Informationen: Wissen wirklich nur dort, wo es auch Wissen ist (durch Selbsterfahrung), Neutralität anstelle von Glaubenssätzen bei Informationen, die man für sich selbst noch nicht verifizieren konnte, und Hinterfragen der eigenen Schlussfolgerungen.

Beispiel: Es nützt wenig, den Namen vom Cousin des Hamsters des Frisörs der mächtigen Person XY zu kennen, deren Agenda man nicht zustimmt, wenn man dabei selber immer noch handlungsunfähig in der Opferrolle bleibt, und dabei keine eigenen Alternativen anzubieten hat (oder noch besser, Alternativen vorlebt!).

Wo kommt nun aber
Remote Viewing ins Spiel? Jedenfalls nicht als bequemes Allheilmittel, denn wer ohne Anstrengung und persönliches Weltbild-Hinterfragen bequem in den Informationsgezeiten segeln möchte, möge sich an ein institutionalisiertes oder persönliches Glaubenssystem wenden. Dazu zählt übrigens auch dogmatischer Skeptizismus (wie man ihn häufig in Skeptiker-Organisationen antrifft) oder zur Ersatzreligion pervertierte Naturwissenschaft. Remote Viewing sollte hier jedoch ganz klar als das betrachtet werden, was es ist: Ein Werkzeug zur Informationsgewinnung. Nicht mehr, und nicht weniger. Aber es bietet den großen Vorteil, an Informationen zu gelangen, die auf herkömmlichem Wege nicht oder nur schwer erreichbar sind. Seien es verborgene Details im Weltgeschehen, ferne Planeten, oder die Geheimnisse des Bewusstseins.

Interessanterweise kommt es auch unter Remote Viewern immer wieder zu Disputen, was das individuelle Weltbild betrifft, obwohl man die Sachverhalte einfach viewen könnte. Hier zeigt sich abermals die Bequemlichkeit von Glaubenssätzen, denn die Arbeit und Zeit, die teilweise in das Verteidigen der Glaubenssätze investiert wird, hätte auch problemlos für mehrere RV-Sessions gereicht. Aber der Mensch ist ja nicht von geistigen Gewohnheiten befreit, nur weil er sich plötzlich mit Grenzthemen beschäftigt, oder gar außersinnliche Techniken praktiziert.

Was ist jedoch konkret zu beachten, wenn man Remote Viewing als Selbsterfahrungstechnik zur Weltbilderweiterung einsetzt? An erster Stelle natürlich, dass es sachgemäß durchgeführt werden sollte. Faktoren wie Vorannahmen (inkl. Frontloading), thematisch einseitige Targetpools, suggestives Monitoring oder
Target-Kontamination durch unsachgemäßes Tasking sollten dringend beachtet werden. Dann muss man auch immer davon ausgehen, dass der Viewer nicht richtig on target gewesen sein könnte, oder dass unklare Informationszusammenhänge durch Überinterpretation bei der Auswertung verfälscht werden (sozusagen als nachträgliches AUL).

Weiterhin sollte die ermittelte Datendichte so hoch wie möglich sein. Und das lässt sich nur durch mehrere Sessions (am besten mit verschiedenen Viewern) auf ein Target gewährleisten. Solo-Viewer können sich hier durch mehrere Sessions auf das selbe Target behelfen (mit verschiedenen, pauschalen Vorgehensweisen in Stufe 6), bevor es aufgelöst wird. Aber das Solo-Viewen hat natürlich gewisse Einschränkungen, was die Gezieltheit ab Stufe 5 betrifft. Wenn die Möglichkeit besteht, können gründliche Solos aber auch als hilfreiche Ergänzung zu einem Projekt beitragen.

Wenn nun die Daten mehrerer Sessions ein übereinstimmendes Bild ergeben, kann man die Ergebnisse als starke Indizien betrachten. Knallharte Beweise im wissenschaftlichen Sinne sind es natürlich nicht. Jedoch hat man zumindest aus eigener Hand Informationen erarbeitet, statt sich auf Fremdinformationen verlassen zu müssen und bequeme Glaubenssätze aufzubauen.

Da die Überschrift “Hilfe zur Selbsthilfe?“ beinhaltet, muss natürlich noch erwähnt werden, dass per Remote Viewing nicht nur Weltbilder und Glaubenssätze überprüft werden können. Erfahrene Remote Viewer wissen das aber ohnehin, denn ein wesentlicher Teil der RV-Arbeit besteht aus Optima, Entscheidungshilfen und dem Herausfinden von persönlichen Stärken bzw. Schwächen. Auch körperliche und geistige Probleme, sowie deren Lösungen, können damit ermittelt werden. Wobei man natürlich anmerken muss, dass solche Informationen keinen Arzt oder fachkundigen Therapeuten ersetzen, sondern lediglich als ergänzende Informationsquelle betrachtet werden sollten.

Die Möglichkeiten zur informatorischen Selbsthilfe durch Remote Viewing sind also nicht zu verachten. Jedenfalls wenn man es sachgemäß anwendet und als hilfreiches Werkzeug betrachtet, aber nicht zur “eierlegenden Wollmilchsau“ verklärt. Nüchterne Herangehensweise, Neutralitätsprinzip und Differenzierungsvermögen sind immer noch die wichtigsten Werkzeuge des Geistes, um auf dem riesigen, stürmischen Ozean der Informationen souverän navigieren zu können. Und wer weiß, welche unendlichen Tiefen sich noch unter der Oberfläche dieses Ozeans befinden?